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Zu mir kommen


Zu mir kommen - Achtsamkeit Blog

Was heißt das eigentlich - zu mir zu kommen?


Das ist eine interessante Frage, denn ich bin ja nie von mir weg. Und doch gibt es eine interessante Erfahrung im Alltag. Die Erfahrung, daß ich mich selbst vergesse, obwohl ich ja ständig mit mir bin.


Fokus


Es ist eine Frage des Fokus. So wie unser Leben und unsere Tage organisiert sind, sind wir ständig mit "etwas" beschäftigt, haben immer Aufgaben und es sind "Dinge" zu tun.


Die Aufmerksamkeit und unser Fokus ist dabei immer im außen. Auch wenn wir von einem Ort zum anderen gehen, denken wir noch über etwas nach. Das heißt, wir sind auch dann nicht bei uns - wir nehmen uns selber nicht wahr. Wir sind in Gedanken bei der Aufgabe, dem Problem, dem Konflikt, der uns vielleicht nachhängt oder bei einer Begegnung, die uns bevorsteht.


So nehmen wir uns auch in diesen Situationen selber nicht wahr.


Pausen verschwinden aus unserem Leben


In den seltenen Pausen, die wir haben, ist schnell eine Ablenkung da. Eine Ablenkung von uns selber. Das Handy, die Nachrichten, ein Spiel, youtube, der Fernseher.....und so verschwinden die Pausen aus unserem Leben.


Dabei merken wir nicht, daß wir uns kaum selbst begegnen im Alltag. Daß wir nie zu uns kommen, daß wir uns tatsächlich vergessen, obwohl wir ständig bei uns sind.


Oft steht das eigene Befinden auch im Widerspruch dazu, was noch alles zu tun ist. Dann ist der Körper müde und will schlafen - oder er ist hungrig - oder die Nerven liegen schon blank. Alles Zeichen dafür, daß es wichtig ist eine wirkliche Pause zu machen und zu sich zu kommen, damit sich der Körper und die Psyche erholen und regenerieren können.


Wenn wir aber so wenig bei uns sind, nehmen wir diese Signale unseres Körpers und unserer Psyche nicht bewusst wahr. Sie tauchen nur als unangenehme Begleiterscheinung an der Peripherie unserer bewussten Wahrnehmung auf. Es ist dann nur lästig, wenn der Körper und der Geist nicht mehr funktionieren, wenn ich doch unbedingt dieses und jenes noch machen muss.


Also gehen wir über die Bedürfnisse unseres Körpers und unserer Psyche oft schnell hinweg und reißen uns so lange zusammen wie es notwendig ist.


Ich funktioniere nur noch


"Ich funktioniere nur noch", ist dann oft der Zustand, in dem wir ankommen. Der Satz "ich funktioniere nur noch" heißt nichts anderes als "ich komme gar nicht mehr zu mir".


In meinen Achtsamkeitsworkshops schließen wir anfangs immer für ein paar Minuten die Augen. Dieses Augen schließen dient dem Ankommen. Aber es dient nicht dem Ankommen im Raum - es dient dem Ankommen bei mir.


Es dient dazu, mich selbst bewusst wahrzunehmen und mich zu spüren. Zu merken, was eigentlich in mir los ist. Wie es mir geht, welcher Aufruhr vielleicht in mir ist. Zu merken, daß ich vielleicht müde und erschöpft bin.


Sich selbst bewusst wahrzunehmen, hat tatsächlich auch etwas mit dem Wort Selbstbewusstsein zu tun. Denn wenn ich mir meiner Selbst bewusst bin, beginne ich auch gut auf mich zu schauen und gut für mich einzustehen.


Was nährt mich?


Ab und zu stellen wir uns in meinen Workshops der Frage: "Was nährt mich?"


Manche können über diese Frage 10 Minuten meditieren und es taucht einfach nichts auf. Wenn ich immer nur funktioniere und für andere und für Aufgaben da bin, dann vergesse ich was es heißt, auf meine ureigenen Bedürfnisse zu schauen und mich zu fragen "was tut mir eigentlich gut?" Denn das ist die Frage, die hinter dem Satz "was nährt mich?" steht.


Gleichgewicht


Achtsamkeit lehrt die Kunst, sich selbst zu begegnen und mit allem zu sein, was gerade in mir ist. In diesem Augenblick. Ohne mich mit irgendetwas von mir selbst abzulenken.


Schließe ich meine Augen, springen sofort meine Selbstsysteme im Gehirn an. Meine Selbstwahrnehmung wird aktiviert. Habe ich viel Stress und Konflikte in meinem Leben, tauchen dabei auch unangenehme Gefühle und Gedanken auf.


Achtsamkeit lehrt, wie ich auch mit den Dingen in mir umgehen kann, die sich gerade nicht so gut anfühlen und die ich daher auch nicht so gern spüren möchte.


Wir finden in ein Gleichgewicht, wenn wir uns neben dem ständigen Tun auch regelmäßig selbst begegnen, uns selbst wahrnehmen und spüren. So entsteht zumindest ein bisschen Ausgleich zum ständigen Tun.


Im Ausgleich zwischen Tun und sein liegt die Quelle dafür, die Dinge, die ich tue auch mit Lust, mit Energie und mit Kreativität zu machen. Denn das Sein lädt die Batterien für das Tun auf.


Während ich bei mir bin und das Tun eine Pause macht, komme ich zu Kräften, bekomme Kontakt zu meiner Intuition, kann wieder mit mir und anderen wirklich in Beziehung gehen. Wenn ich zu mir kommen, bekommt die Fremdbestimmung die Eigenwahrnehmung zur Seite gestellt. In diesem Gleichgewicht lässt es sich gut leben.


Beide zusammen führen zu einem ausgeglichenen Leben mit weniger Belastungen.


Es lohnt sich also, sich nicht selbst zu vergessen, sondern täglich eine Verabredung mit sich selbst zu suchen.


 

Übung


Zu sich kommen kann man nur, wenn man sich tatsächlich Zeit dafür nimmt, mit sich selbst zu sein und mit nichts anderem.


Die Übung ist, zu probieren, sich diese Zeit täglich zu nehmen. Und sei es anfangs nur 5 Minuten. Dafür aber regelmäßig.


Was passiert in dieser Zeit? Wie nehme ich mich wahr? Wie beeinflusst diese Zeit, die ich mir nehme vielleicht die Entscheidungen, die ich im Laufe des Tages treffe? Was mache ich dann anders? Wie fühlt sich das an?


Was passiert mit mir, wenn ich mir selbst begegne und mich bewusst wahrnehme? Das ist die Frage, die in der Achtsamkeit ganz zentral ist.


Wenn es schwer ist, sich selbst zu begegnen, weil dann unangenehme Gefühle auftauchen, ich merke, wie angespannt ich bin und die Gedanken rasen, dann vermeidet man es gerne sich selbst zu begegnen. Dann ist Ablenkung die einfachere Wahl.


Komme ich aber nicht zu mir, lebe ich schnell von meiner Substanz, emotional und körperlich. Und das erschöpft.


Wenn es schwierig ist, zu sich zu kommen und das auszuhalten, empfehle ich den Besuch von Achtsamkeitsworkshops. Vor allem den Besuch des 8 wöchigen MBSR Workshops.


Denn in diesem Workshop bekomme ich viel Orientierung, "wie" ich mir selbst gut begegnen kann - so, dass es mir nachhaltig gut tut und so, dass die Begegnung mit mir selber zu einer Kraftquelle wird, auf die ich nicht verzichten möchte.

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