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Welcher Arbeitsplatz macht uns glücklich?

Neueste Forschungen zeigen sehr schön, dass Firmen, die zufriedene und glückliche Mitarbeiter haben, auch wesentlich erfolgreicher sind. Was es dazu braucht, weicht interessanterweise sehr klar von den althergebrachten Mustern autoritär hierarchischer Strukturen ab. In denen hat grundsätzlich der recht , der "oben" sitzt. Angst, Kontrolle, Urteil, Wertung und Kritik sind bevorzugte Mittel zur Steuerung von Arbeitsprozessen sind.

Welcher Arbeitsplatz macht uns glücklich? I Achtsamkeit Blog

Gute Unternehmenskultur baut auf gute Beziehung.


Überall, wo Angst statt Miteinander Teil von Unternehmenskultur ist, geht der Fokus von der eigentlichen Aufgabe hin zu einem Verhalten, das sich daran orientiert, was es braucht, um Urteil und Wertung auszuweichen. Statt mitzudenken und umzusetzen, wird erfüllt, was verlangt ist. In so einer Kultur versteckt man Fehler, statt sie offen anzusprechen und Dinge zu verbessern. Eine solche Angstkultur beruht also auf dem Prinzip von Belohnung und Bestrafung.


Es zeigt sich aber, zufrieden und glücklich werden Mitarbeiter nicht durch ein Belohnungssystem. Wie viel ich verdiene und ob ich einen größeren Dienstwagen bekomme, entscheidet nicht darüber, wie ich mich in einer Firma fühle. Der einzige Faktor, der wirkliche Wertschätzung bringt, ist die Beziehungsqualität in der Arbeit. Ob ich mit meinem Arbeitsplatz glücklich bin, wird dadurch bestimmt, wie ich durch meine Vorgesetzten behandelt werde - und wie gut ich mich mit meinen Kollegen verstehe.


Liegt mein Stress wirklich an mir?


Ich sehe in meinen Achtsamkeitskursen und auch in der Beratung immer wieder, wie Menschen mit sich kämpfen und an sich arbeiten, weil sie mit Stress nicht mehr gut zurechtkommen. Zugrunde liegt dann oft die Annahme, dass mit ihnen etwas nicht stimmt.


Dabei wird oft unterschätzt, dass die größte Stresserfahrung in der Arbeit der soziale Stress mit Vorgesetzten und Kollegen ist und es vielleicht in einer Firmenkultur ganz angemessen und normal ist, mit Stress, Angst und Lustlosigkeit zu reagieren.


Die Beziehungsqualität von Unternehmen zu Unternehmen oft deutlich.


Arbeite ich in einem Unternehmen, das mit Beziehung nicht gut umgeht, habe automatisch einen wesentlich höheren Level an Stress - und alle meine Kollegen auch. Als Einzelner kann ich dem nicht entkommen. Und insofern liegt der Stress, den ich habe sehr oft gar nicht an mir, sondern an dem, wie meine Vorgesetzten und Kollegen mit mir umgehen.


Ich finde es wichtig, das mit in den Blick zu nehmen, wenn ich "an mir" arbeite.


Schaut man darauf, was es braucht, dass ich am Arbeitsplatz zufrieden und glücklich sein kann, dann kommen die Beziehungsqualitäten zum Vorschein, die auch in der Achtsamkeit so wichtig sind.


Gute Beziehungsqualität in Unternehmen


Vertrauen in die Fähigkeiten meiner Mitarbeiter eigenständig zu handeln und zu entscheiden ist die Basis jeder guten Arbeitsbeziehung. Jedes Unternehmen, das seinen Mitarbeitern Eigenverantwortung und Handlungsspielraum gibt, statt ein enges Korsett an Do's und Don'ts, hat automatisch zufriedenere und motiviertere Mitarbeiter, die das Gefühl bekommen, dass sie ganz persönlich einen Unterschied machen.


Dieses Vertrauen ist im besten Fall dadurch gewährleistet, dass ich schon bei der Einstellung wirklich gut verstehe, was dem Menschen, den ich einstelle, Freude macht, und worin er wirklich gut ist. Was seine Werte sind und wo er diese Werte in seiner Arbeit im Unternehmen wieder findet.


Diese Haltung kann sich so ausdrücken: "Tu, was immer du für richtig hältst. Wenn ich dich unterstützen kann, melde dich. Dafür bin ich da." Vertrauen statt Kontrolle.


Diese Art zu führen ist nicht nur für den Mitarbeiter wohltuend. Unternehmen mit einer solchen Führungskultur sind 1/3 erfolgreicher und haben 50% weniger Mitarbeiterwechsel als andere Unternehmen. Sie sind gleichzeitig kreativer und produktiver. Die Durchlässigkeit für Verbesserungsvorschläge von innerhalb des Unternehmens wächst und es entsteht eine Kultur, in der Fehler nicht versteckt werden. Stattdessen schaut man gemeinsam nach besseren Möglichkeiten.


Es profitieren also nicht nur die Mitarbeiter, sondern auch das Unternehmen.


Zuhören können


Wirklich zuhören zu können, ist die zweite wichtige Führungsqualität.


Wenn ich meinen Mitarbeitern zuhöre, in der Haltung, dass ich von ihnen etwas lernen kann, dann profitiert nicht nur die Menschlichkeit, sondern ebenfalls das Unternehmen. Denn die Mitarbeiter sind die, die täglich die konkrete Arbeit machen und die zugehörigen Erfahrungen über die Prozesse und den Kundenkontakt sammeln.


Begegne ich ihnen in einer Haltung, in der ich dieses gemeinsame Wissen einsammle, um Prozesse zu verbessern, läuft das ganze Uhrwerk gut. Wo Vorgesetzte nur Vorgaben machen, ohne die Sinnhaftigkeit mit den Betroffenen zu reflektieren, wird wiederum Vertrauen durch Kontrolle ersetzt. Es wird dann nur geschaut, ob die Sachen auch so umgesetzt wurden, wie vorgeschrieben. So entsteht schnell das Gefühl einer sinnlosen Arbeitswelt, in der der Einzelne keinen Unterschied macht. Die Mitarbeiter verlieren Motivation. Sie müssen Dinge mittragen, die aus ihrer Sicht vielleicht nicht sinnvoll sind. So resignieren sie, machen Dienst nach Vorschrift, oder fangen an, Dinge sogar zu boykottieren.


Wenn ich als Vorgesetzter wirklich zuhören kann und es mir ernst ist damit, dass die Ansichten und Ideen meiner Mitarbeiter einen Unterschied für die Firma und für mich machen, fühlen sich alle zu Recht wertgeschätzt. Solche Mitarbeiter freuen sich auf den Arbeitstag und gestalten aktiv und eigenverantwortlich mit.


Eine solche Haltung ist herzlich verbunden. Urteil, Wertung und Kritik ersetzt sie durch Zuhören, verstehen und unterstützen.


Gute Führung stellt sich also nicht als etwas Besonderes nach vorne. Gute Führung vermittelt jedem Mitarbeiter ehrlich, dass er etwas Besonderes ist.


Gleichheit


Alle Mitarbeiter menschlich gleich zu behandeln, unabhängig von Status, Alter, Geschlecht und Position, ist eine weitere Qualität, die eine Firma ausmacht, in der man gerne arbeitet.


Führungskultur in Firmen


Traditionell haben wir in unserer Kultur einen autoritär hierarchischen Führungsstil. Der, der "oben" ist, hat mehr Rechte, weiß es besser und kann anschaffen. Bedürfnisse von "unten" werden gerne ignoriert, überstimmt, oder als unangemessen dargestellt. In dieser Form von Führungskultur kommt automatisch zu Entwertung, Urteil, Wertung, Kritik, Stress und Angst. So verliert man seine Mitarbeiter. Erst innerlich, dann auch real.


Unter einer solchen Führungskultur gestresst zu sein, ist normal. Das ist für mich ein ganz wichtiger Punkt. Es ist an mir nichts falsch, wenn mich das stresst, wenn ich die Lust verliere arbeiten zu gehen, wenn ich weniger kreativ und produktiv werde.


Es ist gut, wenn ich mich orientieren kann, ob es persönliche Stressoren sind, die mir das Leben schwer machen, oder ob es die Beziehungskultur in einer Firma ist, unter der ich leide.


Im Folgenden noch ein schöner kurzer Ted Talk Film, der die Basis für den heutigen Beitrag ist. Man kann auf Youtube auch deutsche Untertitel einblenden.


Danach kommt noch eine kleine Reflexionsübung zur Beziehungskultur am eigenen Arbeitsplatz.


 

Übung


Schaue auf die Beziehungskultur an deinem Arbeitsplatz und achte dabei darauf, wie viel Freude du bei der Arbeit hast. Wie viel Stress empfindest du? Speist sich der Stress vielleicht zu einem wesentlichen Teil aus den Themen, die im heutigen Beitrag beschrieben sind?


Wenn dem so ist, welche Möglichkeiten hast du in deiner Position, etwas an der Firmen- und Beziehungskultur zum Positiven zu verändern?


Falls es keine Möglichkeit gibt, etwas zu ändern, mache dir eine Liste, auf der du für dich definierst, welche Beziehungskultur bei der Arbeit dir wichtig ist und mache dich auf die Suche, sie zu finden.


Eine Firma, eine Schule, ein Unternehmen,.... ist immer geprägt von der Fähigkeit zur Herzlichkeit und Beziehung in der Führungsebene. Ist diese Fähigkeit vorhanden, strahlt sie durch alle Abteilungen aus und ist leicht zu erkennen.


Achte schon beim Bewerbungsgespräch auf diesen Aspekt und sei ehrlich zu dir selbst. "Habe ich das Gefühl, dass ich gesehen und verstanden wurde und dass mein Gegenüber weiß, worin ich gut bin und was mir Freude macht? War das überhaupt Gegenstand des Gesprächs? Oder habe ich das Gefühl gehabt, dass das ich mit meinen fachlichen und menschlichen Qualitäten nicht gesehen wurde?"


Diesem Gefühl zu folgen ist aus meiner Sicht mit die wichtigste Entscheidung bei der Wahl einer neuen Arbeitsstelle. Wir alle verbringen sehr viel Zeit in der Arbeit. Es lohnt sich auch hier, wie im Leben, einen guten Partner zu finden, der mich sieht und versteht und der mir die Möglichkeit gibt, so zu sein, wie ich bin.

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