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Ich will mich wieder konzentrieren können - die 20 Sekunden Regel


Wir leben in einer Ablenkungskultur. Ständig werden wir mit Sinneseindrücken, Werbung, Texten, verschiedensten Inhalten konfrontiert. All das wirkt auf uns. Wir haben gar nicht mehr die Zeit die ganzen Eindrücke zu verdauen und zu uns zu kommen. Das schafft eine ständige innere Unruhe - weil wir nirgendwo mehr Ruhe finden.

Wenn uns Ruhe und Stille begegnen, befremden sie uns - sie werden uns unangenehm, weil wir auf einmal all dem begegnen was in uns liegen geblieben ist . Weil wir merken, wie es uns geht.

Bei einer Sache bleiben

Wo wir mit innerer Unruhe erfüllt sind, tun wir uns schwer ruhig sitzen zu bleiben - an einer Sache dran zu bleiben ohne zu unterbrechen. Das fällt uns auch deshalb immer schwerer, weil es immer leichter ist uns ablenken zu lassen. Denn die meisten Arbeiten passieren heute am Computer. Und wenn nicht, dann hat man zumindest immer sein Smartphone dabei. Email, Internet, soziale Medien sind ständige Unterbecher im Alltag, die alle paar Minuten Hallo sagen, und etwas von uns wollen. Oder wir haben es so einfach uns von ihnen ablenken zu lassen, wenn etwas gerade mal nicht so leicht geht. Dann halt mal kurz Nachrichten schauen, oder Facebook - und schon ist es eine Stunde später.

Unser Tagesablauf

Unser Tagesablauf in Büros hat sich in den letzten Jahrzehnten radikal geändert. Sehr viel haben wir heute das Gefühl, daß wir ständig arbeiten, und doch nicht fertig werden. Zwölf, vierzehn Stunden, und es bleibt doch etwas liegen.

Doch wenn man sich viele Tagesabläufe anschaut, dann schauen sie in etwa so aus: das Erste im Büro - kurz Nachrichten schauen - nur die Schlagzeilen. Dann bleibt man doch ein bißchen hängen und schaut vielleicht noch auf eine andere News Seite. Dann Facebook, Twitter, Instagram - nur kurz um zu sehen was es Neues gibt. Und dann.... an die Arbeit - so mehr oder weniger. Denn jetzt schaut man erst mal in sein Mail - Dinge, die beantwortet werden müssen - da gibt es dann wieder links, die uns irgendwo ins Internet führen, und wir schreiben ein paar Mails zurück. Das Mail Programm bleibt den ganzen Tag geöffnet - alle paar Minuten macht es pling, der rote Kreis beim Programmsymbol verschwindet erst, wenn das Mail angeschaut ist.

Nach der Beantwortung von ein paar Mails beginnt die "richtige" Arbeit - zehn Minuten ein neuer Plan für Projekt x - dann eine Kaffeepause - und wenn die Kaffeepause vorbei ist, schauen wir gern auch noch mal zu den Nachrichten oder Social Media. 2 Stunden sind vorbei - und es ist kaum etwas passiert.

In den Flow kommen

Man könnte sagen, wir arbeiten eigentlich immer und gleichzeitig fast nie. Untersuchungen zeigen, daß wir bei der Büroarbeit durchschnittlich nur 10 Minuten konzentriert bei einer Sache bleiben, bevor wir abgelenkt werden. Wir schauen dutzende Male ins Internet und werden dutzende Male durch Mails abgelenkt.

Um mit egal welcher Beschäftigung in den Flow zu kommen, in dem was man macht abzusinken, wirklich mit seiner Aufmerksamkeit in die Tiefe zu gehen, braucht es mehr als 10 Minuten konstanter Aufmerksamkeit.

So bleiben wir ständig an der Oberfläche, füttern uns ständig mit nicht zugehöriger Information, was uns nicht nur unruhig, sondern auch immens unbefriedigt macht. Das schlechte Gewissen gegenüber der eigentlichen Arbeit wächst und das Wohlbefinden schwindet.

Die 20 Sekunden Regel

Die Positive Psychologie hat eine ganz simple und zugleich großartige Entdeckung gemacht, die uns helfen kann wieder zu uns - und auch wieder zum Arbeiten zu kommen - die 20 Sekunden Regel. Sie kommt aus der Beobachtung menschlichen Verhaltens.

Alles wozu wir mehr als 20 Sekunden brauchen, dazu braucht es eine Aktivierungsenergie. Wir müssen einen wie auch immer kleinen oder großen inneren Schweinehund überwinden. Alles was unter 20 Sekunden ist, fällt uns leicht, und wir nutzen es gerne, um Vermeidungsverhalten zu starten.

Der Plan für Projekt x verlangt Aktivierungsenergie? Das Internet, die Nachrichten, Social Media, Mail, Sms - all das ist genau einen Knopfdruck von uns entfernt. Es liegt maximal weit unter den 20 Sekunden und ist immer da. Genau das macht das Medium Internet und das Smartphone zu so verführerischen Ablenkungsmaschinen.

 

Übung

Die Methode, die die positive Psychologie vorschlägt, um die 20 Sekundenregel für sich zu nutzen, statt sie gegen sich arbeiten zu lassen ist genauso einfach wie wirksam.

Positive Psychologie empfiehlt sowohl den Zugriff auf das Internet wie auch den Zugriff auf das Mail hinter die 20 Sekunden Grenze zu schieben. Raus mit dem Icon aus der Programmleiste und den Zugang zum Programm so weit in Ordner verschachteln, daß es mehr als 20 Sekunden braucht um die Programme zu öffnen.

Es klingt zu einfach um wahr zu sein. Ich hab's probiert - es funktioniert. Wann immer man denkt - "ach, das könnte ich doch kurz im Internet nachschauen" - sieht man sich mit der Mühsamkeit konfrontiert kompliziert das Programm zu öffnen, und schon läßt man es lieber und bleibt bei dem was man gerade macht.

Email das Gleiche. Das Anschauen und Beantworten von Mails rituell auf Mittag und Abend zu legen und das Programm ansonsten auszuschalten ist eine großartige Methode um wieder zu sich zu kommen und sich auf seine Arbeit zu konzentrieren. Das Gleiche gilt natürlich für Push Benachrichtigungen am Handy, und für andere Chat, und Kommunikationstools.

Ich habe bei mir gesehen, daß ich körperlich durchgeatmet und mich entspannt habe, als ich die Push Benachrichtigungen für mein Mail am Smartphone ausgeschalten habe. Wenn man dann die Kaffeepause ritualisiert auf fixe Zeiten legt, hat man etwas, worauf man sich freuen kann.

Und dann....komme ich in das angenehme Gefühl, das ich von früher kenne (ich bin jetzt 52....). Das angenehme Gefühl sich ganz einfach auf seine Arbeit konzentrieren zu können. Dran zu bleiben und Dinge zu entdecken, die daraus kommen. Daß ich mit dem was ich mache wirklich in Beziehung gehe. Wo immer wir wirklich in Beziehung gehen können, sind wir glücklich und zufrieden.

Unsere innere Unruhe wird kleiner, unsere Fähigkeit uns zu konzentrieren wird größer und Befriedigung zu erleben was wir machen wächst. Und wir begegnen uns wieder selber, statt der Flut der ständig auf uns einprasselnden Reize und Informationen von außen. Wer die 20 Sekunden Regel für sich nutzen kann, der stellt vielleicht bald fest, daß am Abend die Arbeit erledigt ist, und daß man mit einem guten Gefühl und gutem Gewissen nach Hause gehen kann.


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