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Ich kann mich nicht mehr konzentrieren!

Je angespannter ich bin, desto mehr Energie rutscht in meinen Kopf und ich komme aus dem Denken nicht mehr raus. Erst wenn mein Körper entspannt, wird der Kopf entlastet, ich beginne mich wieder zu spüren und zu entspannen. Die Grübelschleifen hören auf und ich tauche wieder lebendig in meinem Leben auf.

Ich kann mich nicht mehr konzentrieren I Achtsamkeit Blog

Der Kopf hört dann auf, Dinge lösen zu wollen, die er nicht lösen kann. Denn manche Dinge müssen gefühlt werden, damit sie sich lösen. Da der Kopf nur denken kann, läuft er beim Versuch Gefühle zu verwalten heiß.


Bin ich überfordert und mit meinen Gefühlen in Konflikt wird meine Aufmerksamkeitsspanne für alles, was auf mich zukommt immer kürzer. Manchmal ist es kaum noch möglich, sich ein oder zwei Minuten auf eine Sache zu konzentrieren, ohne abgelenkt zu werden. Mein emotionales System baut hier einen wichtigen Überlastungsschutz ein. Sind zu viele unerledigte Dinge, mit denen ich in Konflikt bin in mir, verweigert mein emotionales System weiteren Input. Halte ich da nicht inne und sammle weiter Dinge, die mich belasten, steigt die Angst und es gibt irgendwann einen weiteren psychischen Sicherungsschalter - den Burn-out - ein Zustand tiefer Erschöpfung nach permanenter Belastung. Im Burn-out nimmt mir mein emotionales System die Möglichkeit, weiter mit Dingen in Beziehung zu gehen, die mir Angst machen. Es braucht die Zeit, um das zu verarbeiten, was schon da ist.


Stress hat immer mit Überforderung zu tun. Mit einem zu viel, mit Konflikten, denen ich nicht ausweichen kann, mit inneren oder äußeren Unsicherheiten, die Angst auslösen und generell mit dem Gefühl, ob ich Situationen nicht gewachsen bin.


Sowohl die Begriffe Stress, wie auch Resilienz kommen aus der Physik. Stress ist das Maß dafür, wie lange man etwas belasten kann, bis es kaputtgeht. Und Resilienz ist das Maß dafür, wie lange ich etwas verformen kann und es kehrt von allein wieder in seine Ursprungsform zurück.


Wenn man aus dieser Perspektive auf sein Leben schaut, kriegt man ein gutes Gefühl dafür, wie lang man die Belastung noch aushält, bevor etwas kaputtgeht.


Warum kann ich mich nicht konzentrieren?


Die Fähigkeit, in Ruhe bei einer Sache zu bleiben, kommt - wie aus der Formulierung bereits zu sehen - aus der Ruhe. Sobald aber von irgendwo Gefahr lauert, ist es mit der Ruhe vorbei. Ich bin gezwungen mich mit der Gefahr auseinanderzusetzen, bevor ich mich wieder sicher fühlen kann. In der Zeit ist meine ganze innere Aufmerksamkeit auf das gerichtet, was mir Angst macht. Alles was mir Angst macht, löst Anspannung aus und führt dazu, daß die Energie im Körper wie oben beschrieben blockiert wird.


Mein Unbewusstes gibt allen Angsterfahrungen Priorität. Solange sie nicht weg sind, bleibt die innere Aufmerksamkeit dort.


Starke Stress- und Angsterfahrungen kapern sozusagen meinen freien Willen und lassen mir wenig bis gar keine Möglichkeit, mich einfach einer Sache zuzuwenden, der ich mich gerade widmen möchte.


Angst bindet Aufmerksamkeit


Starker und permanenter Stress löst so diesen Verlust der Konzentrationsfähigkeit aus. Wenn ich eine Arbeit habe, in der immer mehr zu tun ist, als ich schaffen kann, hält mich das permanent im Stress. Ich komme dann gar nicht mehr in die innere Erfahrung von Ruhe und kann Freizeit genießen. Denn kaum komm ich zur Ruhe, beschäftigt sich mein Unbewusstes mit dem Unerledigten. Das Gleiche gilt natürlich für private Konflikte und Überforderungen.


Dazu kommen Themen wie das Coronavirus, Wirtschaftskrisen, Umweltthemen, die über die ohnehin vorhandenen alltäglichen Themen, mein Lebensgefühl emotional mit prägen.


Unsere Psyche bindet die Aufmerksamkeit fünfmal stärker an die Dinge, die uns Angst machen, als an die Dinge, die in unserem Leben gut laufen. Auch das sorgt dafür, daß wir eine Tendenz haben, uns unbewusst permanent mit dem auseinanderzusetzen, was noch nicht gelöst ist.


Wir sind von unserer Biologie her so geprägt, daß wir nicht anders reagieren können. Staut sich in der Anspannung die ganze Energie im Kopf, grüble ich verbissen an meinen ungelösten Problemen herum.


Wenn Probleme aber nicht einfach zu lösen sind, bleibe ich in einem permanenten Erregungs- und Anspannungszustand, der mit der Zeit in eine tiefe Erschöpfung übergeht.


Die Frage ist, was tun, um aus diesem Kreislauf herauszufinden?


Wie kann ich wieder Ruhe finden?


Es gibt in unserem Gehirn den sogenannten präfrontalen Kortex. Diese Region unseres Gehirns ist sozusagen der Sitz unseres freien Willens. Je mehr diese Region gestärkt wird, desto einfacher wird es, meine Aufmerksamkeit bewusst zu lenken und mich auf etwas zu konzentrieren, was ich möchte.


Die Stärkung dieser Region zeigt sich das durch eine Zunahme der sogenannten grauen Masse in diesem Teil des Gehirns. Die graue Masse bewirkt, daß die Information dort um ein Vielfaches schneller verarbeitet wird, als wenn keine oder weniger graue Masse vorhanden ist.


Graue Masse in diesem Teil des Gehirns wächst durch Meditation.


In der Meditation übt man sich darin, den Fokus bewusst zu lenken und zu halten. Das kann sich anfangs wie Folter anfühlen. Doch das ganze psychische System macht nach und nach die Erfahrung, daß nichts Schlimmes passiert, wenn ich die bewusste Aufmerksamkeit von dem weg lenke, was mir Angst macht - hin zu etwas, was mich in Entspannung und Ruhe bringt.


Der Körper schaltet dann in einen Regenerations- und Reparaturmodus. Die Aufmerksamkeit geht nach innen, statt nach außen. Das Zeitempfinden verlangsamt sich. Das parasympathische Nervensystem wird eingeschalten und auf einmal befinde ich mich in einer anderen Wahrnehmung, in der ich mich besser fokussieren und konzentrieren kann und in der keine Gefahr existiert.


Während ich mich in der Meditation entspanne, läuft im Unbewussten die Suche nach Lösungsmöglichkeiten für die Konflikte weiter. Aber ich suche sozusagen nicht mit. Meditation funktioniert da wie ein Unterbrecher. Sie verbindet mit einem Seinszustand, bei dem mein Bewusstsein nicht mehr mit dem Verstand identifiziert ist.


In der Meditation entdecke ich, daß ich den Fokus auch willentlich wo hinlenken kann, wo ich innere Ruhe, Gelassenheit und Zentriertheit in mir finde. Es ist wie ein Raum, den ich kennenlernen und betreten kann.


Oft mache ich dann die Erfahrung, daß mir nach der Meditation etwas wichtiges klar geworden ist. Daß auf einmal eine überraschende Einsicht da ist. Das ist das Ergebnis der unbewussten Verarbeitung, während ich mit meinem Bewusstsein in der Entspannung war.


So komme ich in die Erfahrung, dass ich nicht mitdenken muss, während mein Unbewusstes nach Lösungen sucht. Wenn ich in diesen Prozess Vertrauen finde, fällt es mit der Zeit immer leichter, den Schritt aus dem Kopf in den Körper, zum Atem und zu Ruhe und Gelassenheit zu finden.


Mein Unbewusstes arbeitet immer


Einen ähnlichen Effekt gibt es oft nach einer guten Nachtruhe. War ich am Abend von einer Frage noch völlig überfordert, ist am nächsten Tag beim Aufwachen manchmal alles ganz klar. Denn unser Unbewusstes verarbeitet sogar im Schlaf die Erfahrungen des letzten Tages und ordnet sie. Interessanterweise ist es nicht notwendig, an diesem Verknüpfungs- und Ordnungsprozess immer aktiv denkend teilzunehmen.


Albert Einstein hat das schön beschrieben. Ich denke 99 mal über etwas nach und finde nichts. Ich höre auf zu denken, schwimme in der Stille und die Wahrheit kommt zu mir.


Wenn ich dieses Vertrauen in die Ruhe und die Entspannung in mir finden kann, wird die Suche nach der Stille der natürliche Weg, um Überforderung und Angst zu begegnen. Die Augen schließen, keinen weiteren Input mehr zulassen und der inneren Weisheit vertrauen, daß sie die bestmögliche Lösung findet, während ich ein bißchen ausruhen darf.


Der MBSR Kurs


Meditation ist ein wichtiger Aspekt von Achtsamkeit und demnach auch ein wichtiger Teil des sogenannten MBSR Kurses. MBSR steht für Mindfulness Based Stress Reduction. Zu Deutsch heißt das "Stressreduktion auf der Basis von Achtsamkeit. Dieser Kurs umfasst verschiedene Strategien, wie ich wieder zu mir selbst, zu Entspannung und zu Konzentration zurückfinden kann.


Alle Strategien beruhen darauf, daß ich einen Weg finde, aus dem Hamsterrad in meinem Kopf auszusteigen und zur Ruhe zu kommen. Gelingt das, lerne ich gegenüber den Dingen, die mir Angst und Stress machen, in eine nachhaltig anderen Haltung zu kommen.

 

MBSR KURS


Für alle, die durch das Lesen dieses Beitrags neugierig geworden sind, was so ein MBSR Kurs eigentlich ist, hier ein kleines Link zu meinen Workshops, die ich regelmäßig in Wien gebe. Auf der Homepage finden sich weitere vertiefende Informationen.


Es gibt viele Anbieter für dieses klassische MBSR Kursformat. Hier noch die links zum österreichischen, zum schweizerischen, und zum deutschen MBSR Verband. So kann man gut schauen, welche Kurse in der Nähe des eigenen Wohnorts angeboten werden.


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