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Haltung ist die Basis von Meditation - Teil 3


Haltung ist die Basis von Meditation - Achtsamkeit Blog

Der dritte Teil der kleinen Serie zur Haltung in der Meditation widmet sich nach der Körperhaltung in Teil eins und zwei der inneren Haltung in der achtsamen Meditation.


Wie begegne ich mir und dem was sich in mir zeigt, wenn ich meine Augen schließe?


Vom Tun ins Sein


Sich hinzusetzen, die Augen zu schließen und wirklich nichts zu tun ist in der heutigen Zeit ein recht radikaler Akt des Seins mit sich selbst. Ohne Ablenkung und ohne weiteren input aus der Außenwelt. Es ist das Prinzip von Meditation, die Reize von außen so zu minimieren, daß ich mich selbst wahrnehmen kann.


Sind wir im Laufe des Tages von ständig wechselnden Reizen umgeben und im konstanten Tun, spüren wir uns selbst nicht mehr. Wir merken nicht, wie es uns geht. Uns ist nicht bewusst, was wir fühlen und wir überhören dann auch was unser Körper braucht und ob es ihm gut geht.


Wie es mir wirklich geht, kann ich wahrnehmen, wenn ich die Augen an einem ruhigen Ort schließe und höre, was in mir ist.


Meditation ist also immer ein Wechsel vom Tun mit der Aufmerksamkeit im Außen, hin zum Sein mit sich, bei dem die Aufmerksamkeit ganz von allein zu mir geht. Dabei wird alles langsamer und ruhiger. Und wie Wasser klarer wird, wenn es nicht mehr bewegt wird, wird auch in mir vieles klarer, wenn die Dinge Zeit bekommen sich zu setzen und sich einzuordnen - und wenn ich diese Dinge in der Meditation betrachten kann.


In der Meditation kann ich mein Denken, mein Fühlen und meinen Körper bewusst wahrnehmen und bekomme so einen ganzheitlichen Blick auf das, was gerade wichtig ist in mir.


Meine Gefühle und Körperreaktionen werden in der Meditation in die Bewusstheit gehoben.


Dazu ein Gleichnis.


Der Mönch am Brunnen


Dorfbewohner fragten einen Mönch, warum er nach dem Wasser schöpfen so lange in den Brunnen schaut. Was er denn dort sieht? Der Mönch zog den Eimer aus dem Wasser und lud die Dorfbewohner ein selber in den Brunnen zu schauen.


Nach einer Weile beruhigte sich das Wasser und die Dorfbewohner sahen ihr eigenes Spiegelbild. "Ah, sagten die Dorfbewohner - in diesem Brunnen kann man sich selbst erkennen", und waren beeindruckt. Der Mönch lud sie ein noch länger zu schauen. Und mit der Zeit sahen die Dorfbewohner, daß sie bis auf den Grund der Dinge schauen konnten.


Die Kunst, mit sich selbst sein zu können

Meditation ist die Kunst, sich selbst zu begegnen. Damit es einem dabei gut geht, hilft es, eine Einführung in eine hilfreiche Haltung zu bekommen und damit Erfahrungen zu sammeln.


Wer sich zur Meditation hinsetzt, dem begegnen nicht nur tausende Gedanken. Diese Gedanken sind immer da. Aber in der Meditation werden sie die auf einmal bewusst wahrgenommen. Auch die eigenen Gefühle werden bewusst. Die angenehmen wie die unangenehmen. Und schließlich nehme ich auch meinen Körper sehr bewusst wahr - auch die Stellen, die vielleicht verspannt sind oder schmerzen.


Wenn man jemandem zuschaut, der meditiert, sieht man von außen immer ein Bild der Ruhe. Aber das muss nicht dem entsprechen, was sich innerlich abspielt. Die Selbstwahrnehmung kann im gleichen Augenblick ein ziemlicher Aufruhr sein. Das hängt ganz von unserem Befinden in diesem Moment und von unserem Stresslevel ab. Sind wir sehr gestresst, ist es für mitunter eine ziemliche Herausforderung uns einfach hinzusetzen und nichts zu tun.


Wie können wir uns dann selbst begegnen, so daß es gut tut - auch wenn vielleicht schwierige Gefühle da sind?


"SEIN" mit sich selbst


"SEIN" mit sich selbst ist ein wesentlicher Schlüssel zur Meditationserfahrung.


Sein mit dem was sich zeigt und nichts tun. Wahrnehmen und annehmen, daß was immer sich zeigt die jetzige Erfahrung ist und ich deswegen im Moment nicht gleich etwas tun muss, außer sie bewusst wahrzunehmen. Sich dieser Erfahrung auszusetzen und zu sehen was dann passiert, ist die Grundhaltung der achtsamen Meditation.


Das ist gar nicht so leicht wie es klingt und braucht Übung. Denn wir haben die Tendenz, sehr schnell zu urteilen, unsere Gefühle, Gedanken und Körpererfahrungen zu werten. Das führt schnell dazu Teile von uns selbst, wie sie sich im Moment zeigen, nicht haben und nicht spüren zu wollen.


Vereinfacht gesagt kommen wir in Konflikt mit uns selbst. Wir fühlen etwas, wie zum Beispiel Angst oder innere Unruhe im Körper und wollen das nicht fühlen.


Interessanterweise führt jeder Widerstand gegenüber so einem Gefühl oder Körpergefühl sofort zu mehr Anspannung, zu mehr Angst und zu mehr innerer Unruhe.


Gelingt es aber mit der Erfahrung, mit dem Gefühl zu sein, ohne es zu werten, sondern es stattdessen einfach zu fühlen, entsteht Entspannung im Körper und in das Gefühl wird kleiner. Annehmen was ist heißt konkret, in der Meditation auch schwierige Gefühle zu fühlen. Es ist okay, daß sie gerade da sind. Sie dürfen sein.


Diese Übung setzt sich fort. Auch das Gefühl, daß ich beide jetzt nicht spüren möchte, kann ich sein lassen. Es ist okay, daß es da ist. Ich muss mir dafür keinen Vorwurf machen. So setzt sich das "SEIN" lassen immer fort.


Einklang mit mir selbst - so wie ich gerade bin


So lerne ich Stück für Stück in der Meditation mich selbst so sein zu lassen wie ich gerade im Augenblick bin. Ohne Vorwurf, ohne Anspruch und ohne Ziel.


Das Sein braucht kein Ziel. Es ruht in sich. Gelingt das Sein, kann ich meine Gefühle fühlen und meine Körpergefühle wahrnehmen, ohne mich anzuspannen. Dann lösen sich die Gefühle wieder auf und werden nicht verstärkt.


Setze ich diese Übung fort, entsteht ein Einklang mit mir selbst - so wie ich gerade in diesem Augenblick bin. Und aus diesem Einklang entstehen innere Ruhe, Klarheit und Tiefe. Denn ich bleibe in meiner Mitte und Entspannung.


Annehmen kann ich in der Meditation die Ereignisse im Außen, die mir vielleicht durch den Kopf gehen und gleichzeitig meine Reaktion auf diese Ereignisse. Beides darf sein. Beides zusammen macht die ganze Wahrnehmung der Situation aus.


Die Körperhaltung erlaubt die innere Haltung


Die in sich ruhende Sitzhaltung, in der ich körperlich und emotional in meiner Mitte bin, ist für diese Wahrnehmung nicht nur hilfreich. Diese Sitzhaltung ist die Grundlage dafür, daß die innere Haltung des Annehmens in der Meditation überhaupt möglich ist.


Verliere ich in der Meditation die Körperhaltung, bin ich sofort in Urteil, Wertung, Angst und Stress. Dann bin ich sofort aus meinem emotionalen Gleichgewicht.


Nur diese Körperhaltung erlaubt es mir, mit meinen Gefühlen, Gedanken und Körpergefühlen auf die oben beschriebene Weise in Beziehung zu gehen.


Die Körperhaltung der Meditation ist die Haltung, die es erlaubt auch mit Gefühlen und Ereignissen in Beziehung zu gehen, die ich normalerweise nicht aushalte. Und genau diese Ebene von Meditation wirkt lösend und heilend.


Bewusste Wahrnehmung in der achtsamen Meditation


Was in der Meditation anders ist, als in der Alltagswahrnehmung ist die Bewusstheit, mit der ich Gefühle, Körpergefühle und Gedanken wahrnehmen kann. Diese Bewusstheit wird in der Meditation geübt. Je öfter diese Übung in der Meditation wiederholt wird, desto mehr wird diese achtsame Form der Wahrnehmung auch Teil meiner Alltagswahrnehmung.


Die achtsame Wahrnehmung erkennt die Unterschiedlichkeit unserer drei Wahrnehmungssysteme an und erkennt alle drei als gleich wichtig an. Jedes System, kann etwas, was das andere nicht kann. Haben wir alle im Blick, sind wir mit unserer Wahrnehmung optimal verbunden.


Unser Körper kann über die Sinne wahrnehmen und hat Körpergefühle. Er ist immer im jetzt. Das unterscheidet ihn vom Denken und fühlen. Daher ist der Körper in der Meditation so ein wichtiger Anker, um in eine Präsenz zu finden und zu sich zu kommen.


Unsere Gefühle können nicht wahrnehmen und nicht denken. Unsere Gefühle haben nur ein Ziel, sie wollen gefühlt werden. Geschieht das nicht, weil wir bestimmte Gefühle nicht fühlen wollen, obwohl sie da sind, kommen wir mit uns selbst in Konflikt. Wir möchten uns dann gern anders haben als wir sind. Aber das ist nicht möglich. So entsteht ein Kreislauf, der diese Gefühle verstärkt. Denn die Gefühle bleiben, bis sie gefühlt werden.


Will ich die Angst nicht fühlen, wird sie stärker und kann sich bis zur Panikattacke steigern. Nehme ich sie wahr und erlaube mir sie zu fühlen und zu hören, was sie mir sagen möchte, löst sie sich schnell auf.


Der Verstand kann selber nicht fühlen. Er kann auch nicht wahrnehmen wie der Körper. Er kann denken, strukturieren, Pläne machen. Darin ist er einzigartig. Oft wertet der Verstand Gefühle und will sie nicht zulassen. Oder er kämpft sich mit Dingen ab, die nur emotional zu lösen sind. Dann haben wir die bekannten Denkschleifen, aus denen wir nicht mehr herauskommen.


Alle drei Wahrnehmungssysteme zusammen sind die Achtsame Wahrnehmung


In der achtsamen Meditation sitzt die Bewusstheit in der Mitte zwischen den drei Wahrnehmungssystemen und schenkt allen Dreien die gleiche Achtung und sieht sie als gleichwertig.


In dieser achtsamen Wahrnehmung bin ich verbunden mit meiner Intuition, meiner Kreativität, Lebenslust, mit meiner Lebendigkeit und mit meinem Verstand.


Bin ich mit allem gleich verbunden, bin ich auch emotional in meiner Mitte und treffe Entscheidungen ganzheitlich aus der Beziehung zu mir selbst und der Welt.


Übung und Regelmäßigkeit


Diese kurze Einführung in die Haltung der achtsamen Meditation zeigt, daß es Zeit und Übung braucht, um sich in dieser Form zu orientieren. Wer sich für die Erfahrung der Meditation nachhaltig interessiert, dem kann ich den Besuch eines Achtsamkeitskurses empfehlen. Bei einem solchen Kurs geht man Schritt für Schritt sehr ruhig und klar in die Erfahrung der Meditation rein und kann auch im Austausch mit den anderen Kursteilnehmern die eigenen Erfahrungen reflektieren.


Der Austausch von Erfahrungen und die Möglichkeit in einem Kurs auch immer Fragen zu stellen sind gerade dann sehr hilfreich, wenn man mit Meditation seine ersten Erfahrungen sammelt.


Wer neugierig geworden ist, findet auf meinem Blog in der Rubrik Meditation einige geleitete Meditationen, mit denen ein Einstieg in das Thema Meditation gut möglich ist.

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