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Angst, mit mir alleine zu sein

Angst, mit mir alleine zu sein, hat oft viel mit Stress zu tun. Denn der Preis von Stress und Ängsten ist oft, dass ich mir selbst nicht mehr begegnen mag. Es kommt dann zu einer richtigen Eigenphobie.


Alleine zu sein mit mir, ohne mich abzulenken oder mich zu betäuben, auf meinem Sofa zu sitzen und nichts zu tun, das ist für viele mit unserer schnellen und gestressten Lebensweise kaum noch möglich. Denn kaum bin ich mit mir selbst, schalten sich die sogenannten Selbstzentren ein und ich merke, dass mein Kopf voller ungelöster Probleme und Ängste steckt, denen ich nicht begegnen möchte, weil sie mich belasten.


Mit mir selbst zu sein bedeutet dann, dass ich keine Chance auf Erholung und Entspannung habe. Und so gewinnen alle starken Reize im Außen und alles, was mich so weit betäubt, dass es in meinem Kopf ruhiger wird.

Angst, mit mir alleine zu sein I Achtsamkeit Blog

Selbstverlust durch Stress


Leider führt diese Eigenphobie dazu, dass ich mich immer mehr selbst verliere. Ich spüre mich nicht mehr. Ich funktioniere nur noch. Ich weiß nicht mehr, wer ich bin. Das sind alles Sätze, die zu diesem Phänomen gehören, in erhöhter Anspannung gefangen zu sein und nicht mehr in einen wirklich ruhigen und entspannten Körper zurückfinden zu können.


Da, wo ich mir selbst begegne, finde ich keine Ruhe. Da möchte ich nicht sein. Doch noch etwas tun, um nicht mit mir sein zu müssen. Doch wenn ich mich ins Bett lege und die Augen schließe, dann begegne ich mir wieder selbst und kann nicht schlafen.


Diese Phänomene kann ich hier so beschreiben, weil sie allgemeingültige Phänomene von Stress sind. Das, was ich da erlebe, erleben alle Menschen, wenn Stress, Überforderung und Angst groß genug werden.


Wie finde ich von dort wieder zu mir zurück?


Achtsamkeit schult die Fähigkeit, mich selbst zu besuchen


Achtsamkeit ist eine Form, mir selbst zu begegnen - ohne Urteil und Wertung und mit allem zu sein, wie es gerade ist. Ohne mich abzulenken, ohne reaktiv zu werden. Ich bleibe bei mir und mit mir und lasse mich in diesem Zustand nicht alleine.


In der Achtsamkeitsmeditation lerne ich, meinen Atem so zu sein, wie er ist, meine Gefühle, Gedanken und Körperempfindungen so sein zu lassen, wie sie gerade sind und mit all dem zu sein. Wie ein guter Freund, der sich zu mir setzt und mir Verständnis und Mitgefühl entgegenbringt. So lerne ich Stück für Stück wieder mit mir selbst zu sein und mir zu erlauben, so zu sein, wie ich in diesem Augenblick gerade bin.


Diese Haltung entspannt nicht nur tief, sie verschiebt auch das Gleichgewicht in meinem Gehirn. Der Teil meines Gehirns, der in Aufregung und in Ängsten ist, beruhigt sich, wenn er merkt, dass nichts passiert, wenn ich einfach nur sitzen bleibe und nichts tue.


Der Teil in mir, der gestresst ist, begreift Stück für Stück wieder, dass es im jetzigen Augenblick gar nichts gibt, wovor ich Angst haben muss. Und mein Körper findet unabhängig von äußeren Hilfsmitteln in eine wirkliche, tiefe Entspannung, in der ich wieder gerne mit mir selbst und dem derzeitigen Augenblick verbunden bin.


Wie geht es mir eigentlich gerade?


Wenn ich die Fähigkeit wieder erlange, mich mehrmals täglich ohne Urteil über mich selbst zu besuchen, kann ich mich fragen, wie es mir gerade in diesem Augenblick geht und ich kann mich fragen, was ich gerade in diesem Augenblick brauche, damit es mir besser geht. Ich kann mir selbst zuhören und mich selbst verstehen. Das ist der Grundstein dafür, mir selbst und den Stressquellen in meinem Leben anders begegnen zu können.


So komme ich nach und nach auf den Weg, mich als jemand zu empfinden, mit dem ich gerne Zeit verbringe. Da ich ja auch der Mensch im Leben, dem ich am nächsten bin, ist das auf jeden Fall eine gute Sache. Denn mit einer guten Selbstbeziehung kann ich gut auf mich schauen und mein Selbstwert steigt.


Achtsamkeit ist aus dieser Sicht die Erlaubnis, mich selbst kennenzulernen, mir wieder freundlich zu begegnen, wieder Rücksicht auf mich und meine Bedürfnisse zu nehmen und wieder gerne mit mir Zeit zu verbringen.


Gelingt diese Übung, fühle ich mich auch nicht alleine, wenn ich nur mit mir bin.


Es gibt keine schnellen Lösungen


Das aufgeregte Internet und unsere laute Welt schreien aus jeder Ecke, was wir nicht alles in 5 Minuten und ganz mühelos machen können und schon ändert sich unser Leben für immer. Eine ganze Sektion von Ratgeberliteratur lebt davon. "Abnehmen, ohne zu hungern", "mit diesem Trick kannst du ab sofort durchschlafen", "Millionen verdienen vom Sofa aus". Alle diese Ansätze haben eines gemein. Man kann mit dieser Illusion ganz gut Produkte verkaufen. Aber hilfreich ist nichts davon.


Nur wenn ich mit mir selbst in Frieden kommen kann, ist mir geholfen.


Diesen Weg kann ich nur aus mir selbst heraus gehen. Es gibt kein Produkt, das diesen Zustand erzeugt.


Zu mir selbst zu kommen heißt, dass ich den Mut aufbringe, mir tatsächlich selbst zu begegnen. Die Achtsamkeit hat dafür einen Übungsweg entwickelt, der Gedanken, Gefühle und den Körper einbindet und auf dem ich meine eigene Wahrnehmung in der Tiefe kennenlerne und erforsche.


Da es dafür eben keinen schnellen Weg gibt, stelle ich auch heute nicht diese eine Übung vor, durch die du "nie wieder Stress" haben wirst.


Ich weise nur auf den achtwöchigen MBSR Kurs hin, der tief in die Prinzipien der Achtsamkeit einführt. 8 Wochen Fokus auf mich selbst, wie ich Stress begegne und wie ich lernen kann, emotionale Selbstregulation über meinen Körper und meinen Atem zu machen. Das ganze 8 Wochen lang mit täglichen Übungen, durch die ich tatsächlich in eine Haltung finden kann, in der ich mir wieder gut selbst begegnen kann.


Diesen Kurs kann man natürlich nicht nur bei mir besuchen. Im ganzen deutschen Sprachraum gibt es Anbieter, mit denen man sich auf die Reise machen kann.


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