Die 9 Aspekte der Achtsamkeit sind so etwas wie eine Sammlung der Grundwerte, mit denen die Achtsamkeit aufs Leben schaut. Der heutige Beitrag ist zum Thema Dankbarkeit.
Im Buddhismus gibt es die sogenannten Gefühle des offenen Herzens. Die Dankbarkeit gehört dazu.
Dankbarkeit verbindet mit dem Herzen - und alles was mich mit meinem Herz verbindet, bringt mich in Beziehung. Umgekehrt ist es auch so: Alles wo ich gern in Beziehung bin, dafür kann ich dankbar sein.
Wenn ich gut in Beziehung bin, bin ich entspannt und ruhe in mir, empfinde Zugehörigkeit und Sinn in meinem Leben.
Dankbarkeit verbindet also mit Beziehung.
Warum Dankbarkeit oft nicht so bewusst wird
Unser emotionales Gehirn ist mit Situationen, die für uns gefährlich sind fünf mal stärker beschäftigt, als mit solchen, die sich gut anfühlen. Unsere Aufmerksamkeit bleibt viel mehr bei dem was uns bedroht.
So begegnen uns zwar oft Dinge, für die wir dankbar sein können - aber wir nehmen sie nicht bewusst wahr. Sie verschwinden leicht aus der Wahrnehmung und Erinnerung.
Diese Funktion stammt noch aus einer Zeit, in der Angst- und Stressreaktionen mit potenziell lebensbedrohlichen körperlichen Auseinandersetzungen assoziiert waren. Da ist es wichtig, Gefahrenmomente deutlich höher zu werten.
Je mehr Stress und Angst ich habe, desto weniger wird mir das Verbindende, Schöne und Angenehme also bewusst.
Die Praxis der Dankbarkeit in der Achtsamkeit
Die Praxis der Achtsamkeit legt den Fokus darauf, bewusst wahrzunehmen wofür ich dankbar sein kann.
Die Idee ist, möglichst regelmäßig damit in Kontakt zu gehen was mir gut tut und wofür ich dankbar bin. Und dabei bewusst wahrzunehmen, wie sich das anfühlt. Wie ich diese Erfahrungen in meinem Körper, in meinen Gefühlen und Gedanken wahrnehme.
Egal ob das ein Spaziergang mit meinem Hund in der Natur ist, oder ein Telefonat mit einem Freund, ein nährendes Essen - ein Gegenstand, der eine schöner Erinnerung wach ruft oder das Privileg einen Tag einfach Zeit für mich zu haben.
Lenke ich eine Zeit lang meinen Fokus auf diese kleinen verbindenden Erfahrungen und Begegnungen, übe ich alle positiven Beziehungserfahrungen bewusster wahrzunehmen.
Bleibe ich damit in Übung, kommt es im emotionalen Gehirn tatsächlich zu einem Ausgleich in der Wahrnehmung von positiven und negativen Beziehungserfahrungen. Ich stehe morgens auf und der Gedanke, daß heute etwas schönes passieren kann liegt dann genauso nahe, wie der, daß auch etwas schiefgehen könnte.
In meine Mitte finden
Achtsamkeit hat viel damit zu tun in meine Mitte zu finden. In einen Ausgleich zwischen zwei Polen. Zwischen Tun und Sein, zwischen Entspannung und Anspannung. Darf beides gleichwertig in mir existieren, komme ich in ein stabiles Gleichgewicht.
Die Praxis der Dankbarkeit bringt positive und negative Erfahrungen in mir in ein Gleichgewicht. Beide sind wichtig. Beide dürfen sein. Kann ich aus meiner Mitte heraus mit beiden sein, geht es mir gut.