Narzissmus ist aus vielerlei Gründen ein Begriff geworden, der in unserer Gesellschaft immer häufiger verwendet wird. Dabei ist es gar nicht so leicht, dem auf die Spur zu kommen, was narzisstisches Verhalten wirklich ist. So wird der Begriff schnell zu einer Wertung, die man anderen umhängt und dabei übersieht man gern die eigenen Anteile.
Der Vortrag mit dem Titel "Die Narzissmus-Falle" von Reinhard Haller beschreibt das Phänomen sehr ausführlich und mit vielen Perspektiven, wo uns Narzissmus in unserer Gesellschaft heute begegnet. Dabei gibt Reinhard Haller auch ein tieferes Verständnis dafür, dass hinter grandioser Selbstdarstellung, ein kleines und verletztes Ego nach Aufmerksamkeit und Anerkennung sucht.
Was ich in dem Vortrag sehr schön fand, war die Erzählung des ursprünglichen Narzissmus Mythos aus der griechischen Sagenwelt. Dort ist Narziss ein schöner und liebreizender Jüngling, in den sich jede Frau verliebt. Doch er interessiert sich für keine. Bis er auf eine Nymphe namens Echo trifft. Diese Frau hat keine eigene Meinung und kennt ihre eigenen Bedürfnisse nicht. Und so sieht sie alles genauso, wie Narziss es auch sieht, denn sie hat kein Selbst. Diese Frau kann Narziss an seiner Seite dulden. Denn sie ist nichts weiter als sein Spiegel.
Ich finde das einen ganz wichtigen Aspekt in der Betrachtung des Narzissten, dass er ein Gegenüber braucht, das seine eigenen Bedürfnisse gern verrät und zurückstellt. Denn nur so ein Mensch kann einem Narzissten ein Gegenüber sein. Doch zu einer echten Partnerschaft kann es so nicht kommen.
Die ganze Erzählung des Ursprungsmythos gibt noch sehr klare Einblicke in die Natur des Narzissten. Und die Art und Weise, wie Reinhard Haller Narzissmus als gesellschaftliches Phänomen und als individuelles Phänomen beschreibt, führt in ein wirklich tiefgreifendes Verständnis dieses Themas. Und sehr klar fand ich auch die Beschreibung des Ursprungs von Narzissmus in der Biografie, sowie die praktischen Tipps für den Umgang mit Narzissten.