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Eine gute Sitzhaltung beim Meditieren


Eine gute Sitzhaltung beim Meditieren ist essenziell für eine gute Meditationserfahrung.

Und doch wird nur selten vermittelt, was alles zu einer guten Meditationshaltung gehört - und warum.

Es gibt keine "einzig richtige" Haltung in der Meditation, aber alle Haltungen vereinen die gleichen Prinzipien, die die Basis für eine gute Meditationserfahrung sind.

Der klassische Lotussitz

Im klassischen Lotussitz verschränkt man seine Beine - im deutschen sagt man auch Schneidersitz zu dieser Position.

Wie man dabei seine Beine verschränkt ist letztendlich egal. Leute, die lange Yoga machen, erreichen durch größere

Flexibilität des Körpers großartige Beinverschränkungsfähigkeiten. Die sind aber für eine gelungene Meditation unerheblich.

Was erheblich ist, ist die aufrechte Haltung der Wirbelsäule in dieser Position. Und das nicht nur aus ästhetischen Erwägungen.

Wer länger meditiert wird merken, daß jede Haltung der Wirbelsäule, bei der sie in sich zusammen sinkt, zu unangenehmen Verspannungen führt. Gleichzeitig führt das Zusammensinken dazu, daß wir leicht müde werden.

Wer länger meditiert und dabei versucht, seine Wirbelsäule mit Kraft aufrecht zu halten, wird ebenfalls schnell mit unangenehmen Verspannungen zu tun haben. Einfach weil sich die Muskeln die versuchen den Oberkörper in einer geraden Position zu halten sich mit der Zeit verkrampfen.

Sowohl das in sich Zusammensinken, als auch das krampfhafte Aufrichten stören auch den Energiefluß im Körper. Das ist nichts besonders Esoterisches. Es ist ganz einfach so, daß sowohl durch Abknicken unseres Oberkörpers, als auch durch permanent in Spannung gehaltene Muskeln an den Stellen die Energie nicht gut fließen kann.

Zudem bringt uns die aufrechte Haltung beim Meditieren in eine Haltung, die uns mit einem Gefühl von Klarheit verbindet. Mit einer Haltung, in der wir gleichzeitig Grenzen haben, wie auch verbunden sind - nach innen und nach außen. Wenn die Wirbelsäule von der Tiefenmuskulatur gehalten wird, können sich alle anderen Muskeln des Oberkörpers entspannen. Dadurch können wir im Körper auch Anspannungszustände wahrnehmen, die mit bestimmten Gefühlen zu tun haben - und so mit ihnen in Kontakt gehen.

Da nicht jeder schon seit Jahren Yoga macht und daher wunderbar gedehnt ist, stellt er beim Lotussitz fest, daß sich die Wirbelsäule nicht so einfach in Aufrichtung bringen läßt, wie es aussieht. Aber es gibt einen einfachen Trick, der die fehlende Dehnung des Körpers ausgleicht. Nämlich ein Meditationskissen in der richtigen Höhe. Die "richtige" Höhe ist nicht eine Standardhöhe, die für alle paßt - sondern die, die man für sich selber findet. Wenn man diese Höhe für sich durch ein bißchen experimentieren gefunden hat, wird die gerade Haltung der Wirbelsäule mühelos - ohne Kraftaufwand.

Mit einem leichten Vorschieben des Beckens, ohne dabei ein Hohlkreuz zu machen, kommen wir in eine mühelose gerade Haltung. Wer eine längere Meditationspraxis hat, der stellt fest, daß es eine Zeit braucht, bis man diese Haltung auch nachhaltig halten kann, denn unser Körper driftet in der Meditation ganz langsam wieder in alte Sitzhaltungsmuster ab. Doch nach einiger Zeit merkt man das in der Meditation, weil etwas anstrengend wird in der Sitzhaltung. Dann läßt es sich leicht korrigieren. So lernt der Körper Stück für Stück, wie er in die für ihn gute Sitzhaltung findet.

Wer bei den Beinen nicht so gut gedehnt ist, dessen Knie sind vielleicht recht hoch in der Luft, und es entsteht ein Zug auf den Innenseiten der Beine. Durch das Unterlegen von Kissen links und rechts unter den Beinen können die Beine entlastet werden, und sind so auch wieder entspannt.

Wenn die Wirbelsäule ganz gerade wird, entspannen auch gleichzeitig die Schultern. Die Arme liegen entspannt auf den Oberschenkeln. Dadurch entspannen sich auch die Nackenmuskeln, die Bauchmuskulatur, und der Brustkorb ist frei. Das wiederum führt dazu, daß sich die Lungen gut mit Luft füllen, und das bedingt, daß das Herz seinen natürlichen Herzschlag bekommt. Der ganze Kreislauf normalisiert sich - mehr Sauerstoff kommt zum Gehirn.

Je länger die Meditationspraxis anhält, desto feiner werden die Korrekturen, die zur Entlastung notwendig sind. Oft ist es dann nur noch ein Zentimeter vor oder zurück mit der geraden Wirbelsäule und wir merken, daß wir körperlich in uns ruhen können - und damit auch geistig.

Da unser Körper unsere geistige Erfahrung sehr dominant prägt, lohnt es sich, die gute Haltung im aufrechten Sitzen für sich zu finden. Für eine längere Meditationspraxis ist es unerläßlich.

Wer regelmäßig meditiert wird merken, daß sich diese Haltung auch auf das alltägliche Sitzen überträgt. Mit allen ihren Vorteilen.

Wer Probleme mit den Knien hat, sollte gut darauf achten, in welcher Haltung sich seine Beine am besten verschränken können. Manche strecken auch ein Bein aus im Lotussitz. Das ist alles legitim, solange sich die Wirbelsäule gut aufrichten kann, und ein müheloses Sitzen möglich ist.

Es gibt dann noch eine Kleinigkeit in dieser Sitzhaltung. Manche Leute legen die Hände am Oberschenkel gerne so ab, daß sich Daumen und Zeigefinger berühren. Und zwar so daß der Zeigefinger in der Mitte des oberen Daumengelenks den Daumen berührt. Das hat den Vorteil, daß ich einen weiteren Körperpunkt habe, an dem ich merke, ob ich mich anspanne (der Kontakt ist zu stark), oder ob ich müde bin (der Kontakt löst sich auf). Ob man die Hände so oder anders auf dem Oberschenkel ablegt, ist letztendlich nicht entscheidend.

Wer eine längere Meditationspraxis hat, beginnt zu spüren, was kleine Veränderungen in der Haltung mit der Energie im Körper machen, und welchen Unterschied es macht, wenn der Kopf in gerader Verlängerung der Wirbelsäule ist - das Kinn ganz leicht nach unten, oder wenn der Kopf stärker oder schwächer geneigt ist. Man kann so seinen Körper immer feiner einstellen. Dieses Wissen geht mit der Zeit in unbewußtes Wissen über, das im Körper gespeichert ist.

Wenn die Lotushaltung gut gelingt, stellt man fest, daß es eine sehr stabile Sitzhaltung ist, in der man zur Ruhe kommt, und sich gut zentrieren kann.

Fersensitz

Viele Leute haben aus körperlichen Gründen Schwierigkeiten mit dem Lotussitz und bevorzugen den Fersensitz. Hier gelten für die aufrechte Haltung der Wirbelsäule alle Dinge, die auch für den Lotussitz schon beschrieben sind.

Körperlich schafft auch der Fersensitz bei längerer Meditation eine Belastung im Kniebereich und bei den Fußgelenken. Für viele funktioniert der Fersensitz ohne Hilfsmittel. Aber wenn es Belastungen der Gelenke gibt oder der Körper auch hier nicht so optimal gedehnt ist, kann man sich im Fersensitz auf ein Kissen setzen, und es gibt auch kleine Holzbänkchen zur Entlastung der Beine.

Wie beim Lotussitz ist es auch hier die Aufgabe eine Höhe von Kissen oder Holzbänkchen zu finden, die es einem erlaubt in eine mühelose Aufrichtung des Oberkörpers zu kommen - so daß alle Muskeln entspannt - das Becken leicht nach vorn geschoben, und die Wirbelsäule gleichzeitig gerade ist.

Stuhl

Eine dritte Methode ist, sich auf einen Stuhl zu setzen. Im besten Fall so, daß man die oben beschriebene Haltung für die Wirbelsäule findet, ohne daß man sich an der Lehne des Stuhls anlehnt. Diese Haltung zentriert uns körperlich und damit geistig am besten.

Dort, wo das vielleicht nicht möglich ist, und wir uns anlehnen müssen, ist die Haltung, in der wir uns am geradesten halten können die, die für die Meditation am Geeignetsten ist.

Liegen

Natürlich ist Meditation auch im Liegen möglich. Meditation ist idealerweise mit einem Zustand geistiger Wachheit verbunden. Und wer schon öfter mal im Liegen meditiert hat, der hat festgestellt, wie schnell er im Liegen einschläft. Das tut ja auch oft gut. Einer nachhaltigen Meditationspraxis dient es allerdings nicht unbedingt.

Haltung

Haltung ist ein Wort, das eng mit Körperhaltung verbunden ist - aber auch mit unserer Haltung dem Leben gegenüber. Siehe dazu den Eintrag "Mit einer guten Haltung durchs Leben gehen".


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