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Der Unterschied zwischen Denken und Gedanken

Zwischen Denken und Gedanken besteht interessanterweise ein wichtiger Unterschied. Diesen Unterschied bewusst wahrzunehmen erleichtert die Orientierung im Alltag.

Der Unterschied zwischen Denken und Gedanken I Achtsamkeit Blog

Jeder kennt das, wenn er sich am Abend aufs Sofa setzt, im Auto sitzt, spazieren geht, sich zum Meditieren setzt. Kaum entsteht eine Umgebung, die wenig äußere Reize bietet, tauchen Gedanken auf.


Doch diese Gedanken tauchen nicht einfach auf. Sie sind immer da.


Wir haben ständig Gedanken


Es denkt ständig in uns, ohne dass wir irgendetwas dazu tun. Denn unser sogenanntes emotionales Gehirn ist ständig damit beschäftigt, sich mit den ungeklärten Dingen zu beschäftigen, die ich in meinem Leben habe. Um die gut zu lösen, nutzt es alle Ressourcen, die es in mir finden kann. Es vergleicht also ungelöste Situationen mit ähnlichen Situationen in der Vergangenheit und sucht in allen vergleichbaren Erlebnissen, die ich jemals hatte, nach brauchbaren Lösungen.


In dieser Suche arbeitet das emotionale Gehirn assoziativ und intuitiv und springt von einer Möglichkeit zur nächsten. Die Gedanken, die wir haben, sind an diesen Prozess angeschlossen. So springen die Gedanken und Gefühle von einer Assoziation zur nächsten, ohne dass ich dabei aktiv mit steure.


Beschäftigt mich gerade ein Problem, das mir wichtig ist, zu dem es keine relevanten Vorerfahrungen gibt, dann läuft das ganze innere System ständig im Suchlauf, aber es kann keine Lösungen anbieten. Wo wir dann gehen und stehen, tauchen die zugehörigen Gefühle und Gedanken wieder auf, weil sie ungelöst bleiben.


Je stärker die äußeren Reize sind, desto weniger bekomme ich etwas von diesen ständig laufenden Gedanken mit. Ich bin dann einfach mit meiner Aufmerksamkeit woanders.


Kaum wird es ruhiger, nehme ich diese Gedanken wieder wahr. Je mehr Ungelöstes in mir ist, desto lauter und quälender sind sie dann.


Mich von den Gedanken bewusst lösen


Meditation, Bodyscan, achtsames Yoga, Gehmeditation, der Fokus auf den Atem, .... all das sind Möglichkeiten zur Ruhe zu kommen und dabei nicht am Strom der Gedanken und Gefühle teilzunehmen. Durch Übung in Meditation, etc. wird es möglich, den Fokus meiner Aufmerksamkeit auf meinen Körper und meine Sinneswahrnehmung zu lenken - auf die Ebene der Empfindungen. Gelingt das, werde ich ruhig, kann entspannen. Die ständig laufenden Gedanken treten in den Hintergrund, ganz einfach, weil sie wieder aus der Wahrnehmung herausfallen. Die Empfindungsebene ist dabei wesentlich ruhiger als die aufgeregte Ebene der Gedanken und Gefühle.


Man kann Meditation also so verstehen, dass ich an einen ruhigen und entspannten inneren Ort gehe, von dem aus ich vertraue, dass mein Unbewusstes - meine Gedanken und Gefühle gute Lösungen für meine Probleme findet. Während ich an diesem Ort bin, störe ich den Lösungsprozess nicht mit neuen Reizen und gebe meinem emotionalen System Zeit, Dinge zu verarbeiten und sich zu ordnen.


Was tue ich, wenn ich denke?


Denken ist im Gegensatz zu den Gedanken ein aktiver, bewusster und konstruktiver Prozess, in dem ich willentlich plane, strukturiere, bewusst Zusammenhänge anschaue, verstehe, mich auf etwas konzentriere und mit einer Sache tief in Beziehung gehe. Man kann vielleicht sagen, ich denke nach - und dabei tauchen wiederum Gedanken und Gefühle auf. Denn die bleiben ja immer Teil des Geschehens.


Während meine Gedanken also ohne mein Zutun fließen, ist der Prozess des Denkens bewusst und aktiv. Mein Bewusstsein entscheidet darin, womit ich mich beschäftige.


Je mehr ich mit meinem Leben in Einklang bin, je weniger Ungelöstes in mir ist, desto größer ist meine Möglichkeit, mich einem Inhalt konzentriert zuzuwenden und tief mit etwas in Beziehung zu gehen.


Je mehr innere Konflikte mein Unbewusstes beschäftigen, desto sprunghafter und oberflächlicher wird mein Denken. Mein ganzes emotionales System ist dann noch so mit dem Ungeklärten beschäftigt, dass es nach Möglichkeit keinen Raum für Neues lässt.


Je mehr wichtige ungeklärte Fragen in mir offen sind, desto weniger kann ich also mit neuen Inhalten in Beziehung gehen und desto weniger Präsenz ist möglich.


Ich habe gerade ein Zitat von Alan Watts gelesen, dass mich in dem Zusammenhang inspiriert hat: "It is only, when there is no goal and no rush, that the himan senses are fully open to receive the world."


Die Frage ist: wo finde ich diese Momente in meinem Leben, in denen ich ganz zu mir kommen kann und wie ergänzen sich dabei das Denken und die Gedanken?


Wie arbeiten Denken und Gedanken zusammen?


Am schönsten ist das für mich in einem Zitat von Albert Einstein zusammengefasst: "Ich denke 99 Mal über etwas nach und finde nichts. Dann höre ich auf zu denken, schwimme in der Stille und die Wahrheit kommt zu mir."


Denken ist also ein Prozess, indem ich meine Aufmerksamkeit bewusst auf eine Sache lenke und versuche, sie zu erforschen und zu verstehen. Diese Beschäftigung wird dann in mein Unbewusstes eingespeist, das die neuen Inhalte mit Dingen assoziativ und intuitiv mit Dingen vernetzt, die in mir schon existieren. Findet dieser komplexe unbewusste Vernetzungsvorgang ein gutes Ergebnis, dann taucht das in Form von fertigen Ergebnissen, von Erkenntnissen in mir auf.


Man nennt diesen Vorgang auch Intuition. Die Gedanken brauchen darin das Denken und das Denken die Gedanken.


Je weniger Stress und Konflikte ich in meinem Leben habe, desto besser gelingt es, mit etwas Neuem in Beziehung zu gehen und dabei eine vertiefte Lernerfahrung zu machen.


Habe ich in einem Bereich viele Erfahrungen gemacht, wächst die Intuition. Mein Unbewusstes erkennt dann sehr viele Zusammenhänge und Muster, die für das ungeübte Auge nicht sichtbar sind. Ich habe dann in dem Bereich eine riesige innere Datenbank an kleinen Wahrnehmungen, die unser Unbewusstes durch sinnvolle Verknüpfungen mit Bedeutung füllen kann. So entsteht Meisterschaft.

 

Übung:


Die Übung für diese Woche ist, dein eigenes Leben zu reflektieren, wo du dieses Zusammenspiel von Denken und Gedanken erlebt hast. Wo hast du erlebt, wie die zielgerichtete Aufmerksamkeit mit der Zeit zu großen Lernsprüngen geführt hat, einfach weil dir irgendwann Dinge intuitiv klar geworden sind.


Je bewusster dieser Zusammenhang zwischen Denken und Gedanken ist, desto besser können wir diese Orientierung für unser Leben nutzen, indem wir Phasen des aktiven Denkens mit Phasen aktiver Ruhe ergänzen, in denen unser Unbewusstes tiefe Erkenntnis erzeugt.



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