Wie unser Selbstbild von außen geprägt wird
- Dirk Meints
- 30. Mai
- 2 Min. Lesezeit
"Das Ich entsteht im Du" ist ein Zitat von Martin Buber und beschreibt eine tiefe Wahrheit. Mein Selbstbild - wer ich glaube zu sein - wird dadurch bestimmt, was andere über mich denken.
Es gibt einen Stamm in Afrika, in dem alle Kinder, die an einem Mittwoch geboren sind, böse sind. Da diese Kinder von Geburt an als Böse behandelt werden, sind sie dann natürlich auch als Erwachsene Böse. Denn sie werden ja immer so behandelt und nicht dafür gesehen, wer sie sind.
Das ist jetzt ein recht extremes Beispiel, aber gerade bei Eltern und bei Lehrern prägt die Haltung, die sie gegenüber Kindern haben, was die Kinder über sich selbst denken und wie sie sich entwickeln.
Ein kindliches Selbst kann das, was die Eltern oder Lehrer über es sagen und wie sie gegenüber dem Kind fühlen, nur als Wahrheit annehmen. Es hat keine andere Möglichkeit. Und so werden Kinder automatisch zum Spiegelbild dessen, wie ihre erwachsenen Bezugspersonen ihnen gegenüber fühlen.
Glaube ich, dass ein Kind schlau ist, werde ich es so behandeln und es wird schlau werden. Glaube ich, dass mein Kind lästig ist, erschaffe ich ein lästiges Kind. Das Kind hat dabei keine Chance anders zu werden, als ich es sehe.
Das heutige Video zeigt ein paar beeindruckende Beispiele dafür, wie die Haltung, die ich gegenüber anderen in Beziehungen habe, ihre Persönlichkeit prägt.
Der Zusammenhang wird im heutigen Video über den sogenannten Pygmalion-Effekt wunderbar klar ausgeführt: Was wir über jemanden glauben, beeinflusst unser Verhalten diesem Menschen gegenüber. Wie wir diesen Menschen behandeln, prägt wiederum das Selbstbild unseres Gegenübers. Das prägt wiederum, wie wir uns verhalten - und so wird das, was andere über uns denken, wiederum verstärkt.
Auf diese Weise kann man wunderbar in konstruktive Kreisläufe kommen, aber ebenso leicht in destruktive. Im Positiven wie im Negativen werden unsere Haltungen anderen Menschen gegenüber also zu selbsterfüllenden Prophezeiungen.
In dieser Verantwortung bewusst zu handeln, ist für mich eines der wichtigsten Dinge im Leben. Es ist ganz klar erfahrbar, wie sich ein Mensch ohne Kritik, Wertung, Urteil und Anspruch entwickeln kann.
Sehe ich Potenzial, Herzlichkeit, Weisheit, ..... in meinem Kind, wird mein Kind diese Eigenschaften auch in sich entdecken.
Natürlich sind wir nicht nur als Kinder dem sogenannten Pygmalion-Effekt ausgesetzt. Grundsätzlich funktionieren wir unser ganzes Leben so. Einfach, weil wir soziale Wesen sind. Unsere Umgebung und unsere Erlebnisse bestimmen immer, was wir über uns selbst denken. Aber die Prägungen in der Kindheit prägen unser Selbstbild am nachhaltigsten.
Und ist es erst mal geprägt, ist es schwierig diesen inneren Überzeugungen wieder zu relativieren. Denn wir beweisen uns immer wieder, dass es stimmt.