In Teil zwei dieser Serie über Stress ging es um die grundsätzliche Wirkung des Stresshormons Cortisol auf unseren Körper. In Teil drei geht es jetzt darum, wie wir die Wirkungen von Dauerstress in unserem Alltag erleben.
Ein ständig erhöhter Cortisolspiegel bringt viele Systeme im Körper aus dem Gleichgewicht - folgende Auswirkungen kann das haben.
Schlafstörungen
Normalerweise sinkt der Cortisolspiegel nachts, sodass der Körper sich erholen und auftanken kann. Einen erhöhten Cortisolspiegel erkennt man auch daran, dass, obwohl man den ganzen Tag müde war, man direkt zur Schlafenszeit noch einmal zu Höchstform aufläuft. Dann wälzt man sich die ganze Nacht im Bett – ist oft in Grübeleien gefangen und ist am nächsten Tag wieder müde.
Selbst wenn man gut schläft, ist man immer noch müde
Mit der Zeit erschöpft zu viel Cortisol im Körper die Nebennieren. Das macht anfällig für chronische Müdigkeit. Wenn man sich also am Morgen bereits erschöpft und ausgelaugt fühlt, liegt das sehr wahrscheinlich am Stress.
Die Nebennieren sind für die Produktion von Cortisol zuständig. Ein chronisch erhöhter Cortisolspiegel führt so zu einer Erschöpfung der Nebennieren. Im schlimmsten Fall versagen Ihre Nebennieren.
Gewichtszunahme
Gewichtszunahme besonders im Bauchbereich, obwohl man sich gesund ernährt und Sport treibt.
Das Hormon Cortisol führt dazu, dass man vor allem in der Körpermitte zunimmt, obwohl man alles „richtig“ macht. Bauchfett wiederum ist ein Risikofaktor für die Gesundheit, da auch die inneren Organe verfetten.
Häufige Erkältungen und Erkrankungen
Das Hormon Cortisol deaktiviert die natürlichen Abwehrmechanismen des Körpers. Ein intaktes Immunsystem ist von Natur aus in der Lage, den Körper gesund zu erhalten.
Durch zu viel Cortisol wird das Immunsystem geschwächt, sodass man anfällig für Erkältungen und Infektionen wird.
In der kurzfristigen Stressreaktion wird alles heruntergefahren, was nicht "unmittelbar" lebenswichtig ist. Dazu gehören auch Immunfunktionen. Das ist kurzfristig natürlich sinnvoll - doch bei Dauerstress ein wesentlicher Faktor für Erkrankungen.
Ungesunde Essensgelüste
Cortisol erhöht den Blutzuckerspiegel und damit das Risiko, an Diabetes zu erkranken. Erhöhte Blutzuckerwerte führen zu einer vermehrten Ausschüttung von Insulin, wodurch der Blutzuckerspiegel gesenkt wird.
Und ganz plötzlich – wie könnte es anders sein – muss man unbedingt diesen Schokoriegel oder dieses Stück Torte essen.
Irgendwann ist die Aufnahmefähigkeit der Zellen für Zucker erschöpft. Dann machen sie zu. Der Blutzuckerspiegel im Körper steigt weiter, wenn die Zellen nichts mehr aufnehmen können - dadurch wird immer mehr Insulin erzeugt - solange bis die Bauchspeicheldrüse erschöpft ist und aus der Erschöpfung heraus versagt. So entsteht Diabetes im Körper.
Dieser Kreislauf erklärt auch den vorherigen Punkt Gewichtszunahme. Denn solange Insulin im Blut ist, wird im Körper kein Fett verbrannt - sprich, abnehmen ist nicht möglich.
Rücken- und Kopfschmerzen
Ein zu hoher Cortisolspiegel über einen längeren Zeitraum hinweg führt zu einer Erschöpfung der Nebennieren. Dadurch erhöht sich der Prolaktin Spiegel, was zu einer erhöhten Schmerzsensibilität und damit Rücken- oder Muskelschmerzen führt. Außerdem wird durch zu viel Cortisol das Gehirn auf Schmerz hypersensibilisiert.
In der Folge führt bereits der kleinste Reiz zu einer Reaktion im Gehirn und man bekommt Kopfschmerzen.
Keine Lust auf Sex
Eine hohe Konzentration an Stresshormonen führt zu einer verringerten Ausschüttung an Sexualhormonen wie Testosteron, mit den Folgen von erhöhter Unlust.
Der Verdauungstrakt spielt verrückt
Der Verdauungstrakt reagiert äußerst empfindlich auf Stresshormone wie Cortisol. Als Folge einer hohen Konzentration an Stresshormonen kann es zu Übelkeit, Sodbrennen, Magenkrämpfen, Durchfall oder Verstopfung kommen.
Angstzustände
Die Hormone Cortisol und Adrenalin können zu zittern, einem nervösen Magen, Panikattacken und sogar Paranoia führen.
Niedergeschlagenheit
Ein hoher Cortisolspiegel führt zu einer verminderten Produktion von Serotonin, was einen schwermütig und niedergeschlagen sein lässt. Serotonin ist das Hormon, daß uns glücklich fühlen lässt. So steht der Stress der Empfindung von Glück im Wege.
Vorausschau
In Teil vier dieser Serie "Was passiert eigentlich bei Stress", möchte ich mich wieder den sozialen Auswirkungen von Stress widmen. Warum wirkt Stress destruktiv auf Beziehungen?
Wie erhöht Stress die Gefahr, daß meine Grenzen fortwährend verletzt werden und ich die Grenzen anderer verletze?